Auswertung des 16. Treffens vom 17.03.2012 Einladung zum Treffen am 21.04.2012
Thema: Rußland nach der Wahl 16.00 Uhr
Liebe Freundinnen, liebe Freunde des Forums integrierte Gesellschaft
Einigen von Ihnen, von Euch wird es aufgefallen sein, daß die Benennung der letzten Datei und das in der Datei behandelte Thema nicht übereinstimmten: Die Datei kündigte das Thema „Du zwischen Ich und Wir“ an; das tatsächlich besprochene Thema war: „Vom radikalen Ich zum Wir.“ Ich muß gestehen, daß ich diese Verwechslung erst jetzt bemerkt habe, da ich daran gehe, den Bericht zum Treffen des Forums vom 17.03.2012 zu schreiben. Ich bitte also um Verständnis und Nachsicht. Beide Themenstellungen lagen so nah beieinander, daß diese Verwechslung sich eingeschlichen hat. – Andererseits, das sei dann hier gleich deutlich gesagt, hat die Befassung mit dem Du zwischen Ich und Wir doch einiges sehr hervortreten lassen, was unter der Frage des radikalen Ich nicht allein hätte erfaßt werden können.
Gehen wir gleich in den Kern dessen, was uns im Gespräch entgegentrat:
Ein Du als Du zu erkennen setzt ein Ich voraus. Ein Ich, das kein Du erkennt, bleibt farblos, konturlos, ohne Charakter. Ein Ich bekommt Kontur, wenn es ein Du oder auch mehrere Du`s erkennt. Erst in der Beziehung vom Ich zum Du entsteht Verantwortung – eben Beziehung. Beziehung ist Leben. Über das Du ist selbstverständlich auch das Wir vermittelt. Ohne Du und im Weiteren ohne Wir ist das Ich nicht real.
Das klingt alles ganz selbstverständlich und banal. Aber wie banal diese Beziehungen vom Ich zum Du, vom Du zum Wir auch sein mögen – so liegt in ihrer Gestaltung doch das Kernproblem unseres Lebens. Es geht letztlich, so stand es nach einigen Umkreisungen des Themas zu unserer Verblüffung einfach und klar im Raum – um Liebe. Und zwar, um das noch deutlicher zu sagen, geht es nicht nur um Beziehungen, nicht nur um Kommunikation, nicht nur um Emotionale Bindungen und wie diese Vokabeln heute alle heißen, es geht ganz ausdrücklich um Liebe. – Liebe zum nächsten Du, Liebe zu vielen Du´s, Liebe zum Wir.
Aber was heißt Liebe? Sprechen wir von „Romantik“? Sicher auch. Es gibt keinen Grund, die Liebesbeziehungen zwischen Mann und Frau schamhaft auszuklammern. Aber es geht natürlich auch noch um mehr. Es geht darum, das Leben als Geschenk zu begreifen, das wir Menschen uns gegenseitig machen können. Und noch mehr: Nicht nur wir Menschen beschenken uns gegenseitig mit Leben, auch Pflanzen, Tiere und die erweiterte Umwelt beschenkt uns mit Leben. Und auch noch dies: Auch die von uns erschaffene zweite Natur, die Welt unserer Werkzeuge, Apparate bis hin zur elektronischen Technik, bereichert uns, steht in Beziehung zu uns. Lieben wir Pflanzen, Tiere, Umwelt? Lieben wir unsere technischen Helfer? Das heißt, verbinden wir uns wirklich mit ihnen, so wie wir uns miteinander verbinden? Übernehmen wir wirklich Verantwortung? Erkennen wir an , daß wir verbunden sind miteinander, mit der natürlichen Welt und auch mit der Technik und bekennen wir uns dazu, in dieser Verbindung zu leben, ja, nur dann zu leben, wenn wir in Verbindung gehen?
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst ist wohl die grundlegendste Lebensregel. Aber zum Nächsten gehört wohl nicht nur das menschliche Du. Auch die belebte Welt ist ein Du. Auch die Technik ist ein Du für mich, für Dich, für uns.
Ich muß gestehen, wir waren schon recht erstaunt, als wir uns unversehens vor diesen einfachen Grundwahrheiten sahen. Wollen wir diese Tatsache als Erkenntnis in uns hineinlassen, daß das Ich nur – dieses Nur steht in Anführungszeichen – also, daß es nur wirklich ist, wenn es liebt? Also, das Du liebt, das Wir und die Welt?
Was ist mit den Dus, die uns zuwider sind? Was ist mit den Wir´s, die uns bedrängen, einschnüren oder als Ich gar auslöschen wollen? Was ist mit der Welt, gleich ob Pflanzen, Tieren oder auch der von uns geschaffenen Technik, wenn sie gegen uns wirkt, wenn sie uns feindlich gesinnt sind? Lieben wir sie dann trotzdem? Ist die christliche Forderung, auch die rechte Backe hinzuhalten, wenn die linke geschlagen wurde, nicht eine Phantasterei?
Ja, sicher, wenn wir Liebe als Umarmung oder emotionale Zuneigung begreifen. Ein anderes ist es, wenn wir Liebe als bewußte Hinwendung zum Lebendigen begreifen, als Kraft, als Willen, als Wunsch und als Bereitschaft, Leben in all seinen Formen und zu allen Zeiten zu schaffen, zu fördern, zu schützen und in gegenseitiger Hilfe weiter zu entwickeln – ohne sich dabei als Ich zu verleugnen, sondern im Gegenteil genau in dieser Haltung erst zum ich zu werden.
Ich lasse es mal bei diesen Assoziationen. Der Raum dieses Themas ist unendlich.
Nur dies noch: Wir durften zu diesem Gespräch einen Gast aus dem Kommunezusammenhang Niederkaufungen begrüßen, wo gegenwärtig eine neue Gemeinschaft neben der bisherigen Kommune Niederkaufungen entsteht. Es war gut zu hören, daß all die Fragen, die sich auf dem Weg vom Ich über das Du zum Wir stellen, am Eingangstor zur Bildung einer neuen Gemeinschaft ebenso stehen wie sie sich auch außerhalb eines solchen Prozesses für jeden uns unter anderen Umständen stellen. Bei dem Versuch einer Gemeinschaftsbildung treten sie nur unmißverständlicher hervor.
Gestatten Sie, daß wir unseren Bericht hier beenden, obwohl es noch viel zu den hier angeschnittenen Fragen zu sagen gäbe. Das Feld bleibt jedem erst einmal selbst überlassen.
Wir wenden uns zunächst einmal wieder von einer anderen Seite an die Welt:
Unser nächstes Treffen soll sich mit Rußland nach der Wahl beschäftigen.
Zur Unterstützung und Anregung für eine kritische Annäherung an das Thema finden sie einen Text zur Einschätzung der Nachwahl-Situation im Anhang.
Über rege Beteiligung an einer kontroversen Runde würden wir uns freuen.
Wir treffen uns am Samstag, d. 21.04.2012 um 16.00 Uhr
In der Rummelsburgerstr. 78. Anfahrt mit U 1 bis Farmsen
Herzlich,
für das Forum integrierte Gesellschaft
Kai Ehlers
www.kai-ehlers.de
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